15.03.2019

 

 

Ich bin Christ - und das ist gut so

 

Meine christliche Grundüberzeugung zieht sich seit meinem 20. Lebensjahr wie ein roter Faden durch mein Leben. Sie bestimmt Werte, ethische Grundsätze und meine politische Haltung. Viele Menschen sind der Ansicht, ein gläubiger Christ müsse nach allerlei Ge- und Verboten leben; alles, was Spaß macht, sei ihm nicht gestattet. Weit gefehlt! Sicher, es gibt Dinge, die nicht in ein christlich geprägtes Leben gehören, aber es gibt ebenso Erfahrungen, die nur durch den Glauben an einen lebendigen Gott geschenkt werden. Zu Letzterem gehört besonders das Wissen um eine tiefe Geborgenheit in Gott, was selbst in schwierigen Lebenslagen erfahrbar ist - nicht immer gleich intensiv, manchmal gefühlsmäßig auch eher wenig, aber letztlich ist Gott immer da!

 

Wie es dazu kam

Abgesehen von den vielen, teils sehr schweren Krankheitserfahrungen hatte ich eine doch ganz gute Kindheit. Meine Eltern waren nicht gottgläubig, wohl aber unsere Oma. In der Teeniezeit hatte ich einige gesundheitliche und damit verbundene emotionale Krisen. Daher war ich bereit, einer Einladung zu einem Abendgottesdienst in einer freikirchlichen Gemeinde zu folgen. Es war schon ein wenig gewöhnungsbedürftig - aber durchaus anziehend. Die Predigten empfand ich als aktuell und zeitgemäß; sie sprachen mich an. Schließlich kam es in mir zu einer Entscheidung: Am 29. Juni 1973 um 23:00 Uhr beschloss ich, Christ zu werden. Nicht einfach Namenschrist - das war ich ja bereits - nein, ich wollte an einen lebendigen Gott glauben, der die Schuld vergibt und der durchs Leben trägt. Ich wollte glauben, dass Jesus mein persönlicher Herr und guter Freund ist, dass er der Chef meines Lebens ist und am Ende der Himmel auf mich wartet. Ja, das wollte ich. Und so kam es dann auch. Tatsächlich ging ich an jenem Abend mit einem erstaunlichen, unerklärlichen Frieden im Herzen nach Hause.

Nun sind über 40 Jahre vergangen, bereut habe ich diesen Schritt nie. im Gegenteil, Erfahrungen und Erkenntnisse haben mich deutlich bestärkt.

 

Was ich glaube

Nun gibt es innerhalb der Christenheit ja viele verschiedene Glaubensrichtungen und Denominationen. Man mag das bedauern, aber es gibt für jeden Typ eine passende christliche Heimat. Bei der freikirchlichen Gemeinde, in der ich damals gelandet war, handelte es sich um eine sogenannte Pfingstgemeinde. Diese Gemeinden galten nicht selten in anderen Kirchenkreisen und im säkularen Bereich als ¨verdächtig¨, wenn nicht gar als Sekte. Diese Ansicht konnte und kann ich absolut nicht teilen! In den letzten Jahrzehnten haben sich die Pfingstgemeinden sehr positiv entwickelt. Die dortigen Christen leisten neben vorbildlicher Diakonie eine solide theologische Arbeit. So blieb die Pfingstbewegung während meiner beruflichen Zeit mein geistliches Zuhause. Erst mit meinem Eintritt ins Rentenalter und dem damit verbundenen Wohnortwechsel wurde eine Freie evangelische Gemeinde die neue geistliche Heimat. Auch dort fühle ich mich wohl.

Grundsätzlich identifiziere ich mich mit dem Apostolikum bzw. dem evangelischen Glaubensbekenntnis, wie es wohl in allen evangelischen Kirchen weltweit sonntags gesprochen wird. Eine Frühform ist ja seit den Kirchenvätern im vierten Jahrhundert das Glaubensbekenntnis der Christenheit.

Weiter glaube ich, dass die pfingstliche Theologie auf dem richtigen Weg ist, wenn sie die Gaben des Heiligen Geistes lehrt. Ich glaube außerdem, dass Gott Wunder wirken kann, auch wenn wir eher selten Zeugen dessen werden.

Ich bin überzeugt, dass die Bibel Gottes Wort ist, teile aber die Meinung nicht, dass sie in jedem Fall wörtlich zu verstehen und auszulegen ist. Sie wurde ja von verschiedenen Autoren über Jahrhunderte hinweg verfasst und enthält recht unterschiedliche Textgattungen.

Allerdings finde ich in diesem alten Buch gute ethische Prinzipien, die sich nicht nur auf das persönliche, sondern auch auf das politische Handeln anwenden lassen.

Ich halte nicht sehr viel von den Bemühungen, mit der Bibel naturwissenschaftlich zu argumentieren. Für meinen Glauben an Gott ist es völlig unerheblich, ob die Schöpfung in sechs Tagen entstand, oder sich über Millionen von Jahren entwickelt hat. Wobei es für mich klar ist, dass es evolutionäre Prozesse gibt, ich aber hinter dem Werden von Leben einen personalen Gott sehe.

Ich glaube nicht, dass es unser Auftrag ist, Jesus in seinen Heilungs- und Wundertaten nachzueifern, auch wenn ich natürlich weiß, dass auch heute noch Wunder aufgrund von Gebet geschehen. Vielmehr bin ich der Überzeugung, dass die in der Bibel berichteten Wunder die Absicht hatten zu beweisen, dass dieser Jesus der verheißene Messias ist; oder anders gesagt: der Christus, der Sohn Gottes. Das jedenfalls wird uns im Evangelium des Johannes deutlich mitgeteilt.

Ich glaube, dass alle, die ernsthaft an Gott und seinen Sohn Jesus glauben – wie auch ihr Frömmigkeitsstil aussehen mag -, im Himmel ankommen werden - wie immer dieser Ort beschaffen sein mag. Ich glaube, dass Gottes Gnade größer ist, als wir Menschen es für möglich halten. Daher vermag ich möglicherweise einen Menschen aufgrund seines Redens und seiner Taten zu beurteilen, aber in sein Herz sehen kann ich nicht; ein letztes Urteil über seine Gottgläubigkeit oder Ewigkeit steht mir nicht zu.

 

Das Apostolikum

Ich glaube an Gott, den Vater,

den Allmächtigen,

den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus,

seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,

empfangen durch den Heiligen Geist,

geboren von der Jungfrau Maria,

gelitten unter Pontius Pilatus,

gekreuzigt, gestorben und begraben,

hinabgestiegen in das Reich des Todes,

am dritten Tage auferstanden von den Toten,

aufgefahren in den Himmel;

er sitzt zur Rechten Gottes,

des allmächtigen Vaters;

von dort wird er kommen,

zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,

die heilige christliche Kirche,

Gemeinschaft der Heiligen,

Vergebung der Sünden,

Auferstehung der Toten

und das ewige Leben.

Amen.

Die wikipedia hält unter dem Stichwort „Apostolisches Glaubensbekenntnis“ interessante Informationen bereit.

 

 

 

13.03.2019

 

Hier gebe ich eine Andacht wieder, die ich für ein Andachtsbüchlein im Jahre 2007 geschrieben habe. Schon damals lag mir ein Lebensziel auf dem Herzen - und es ist heute aktueller denn je.

 

Und Isaak verschied und starb ..., alt und der Tage satt.
1. Mose 35,29

Kurz und undramatisch wird uns in_der Bibel vom Tod Isaaks berichtet. Im Vergleich zu den Berich- ten über Abraham und Jakob erfahren wir über Isaak insgesamt recht wenig. Doch hat auch er großartige Erfahrungen mit Gott machen dürfen. Als Isaak im erstaunlichen Lebensalter von 180 Jahren „der Tage satt“ starb, bedeutet das nicht, er wäre des Lebens überdrüssig gewesen. Ich verstehe es so, dass Isaak viele gute Tage gesehen hat und nun richtig gesättigt von einem gesegneten Leben war. Sicher, er war nicht vollkommen. Aber niemand muss ein perfekter Mensch werden, wenn er ein gesegneter Mensch sein möchte. Was war der Schlüssel für dieses erfolgreiche Leben?

In 1. Mose 24,63 wird uns berichtet, wie Isaak am Abend auf das Feld geht, um nachzudenken. Bei einem so lebenstüchtigen Mann klingt das nicht nach depressiver Grübelei. Auf mich wirkt es eher wie ein innerliches Zur-Ruhe-Kommen, ein Uberdenken des Tages, ein Zwiegespräch mit Gott. Vielleicht hatte er die Angewohnheit, grundsätzlich die großen und kleinen Dinge des Lebens zu überdenken und mit Gott zu besprechen. Ich weiß es nicht.
Wir müssen aber immer wieder innehalten, zur Ruhe kommen und mit Gott reden. In einem Fachartikel war die Aufforderung an Manager zu lesen, täglich wenigstens eine Stunde nur dazusitzen und nachzudenken, das würde die schöpferischen Kräfte fördern und könne viel unnötige Arbeit sparen. Wenn das Reflektieren des Lebens bereits ohne Gottesbezug zu positiven Auswirkungen führen kann, wie viel mehr dann die gleiche Handlung, nun jedoch durch Gebet in der Beziehung zu Gott.

Ich möchte einmal, am Ende meines Lebens angelangt, ohne Verbitterung oder Lebensfrust voller Dankbarkeit zurückblickend sagen können: „Danke, Gott, das mit meinem Leben, das hast Du sehr gut gemacht! Ich weiß, nicht alles ist gut gelaufen, ich habe Fehler gemacht und Leid erfahren, aber ich habe Deine Liebe genießen können, habe Deine Vergebung erfahren dürfen und überaus viel Gutes erlebt. Ich habe in guten und in schlechten Zeiten Jesus nicht aus dem Herzen verloren und bin mit dem Leben, das Du mit gegeben hat, versöhnt.“ Das möchte ich einmal sagen können. Ich möchte dann frei von jeglicher Bitterkeit oder Enttäuschung sein. Um dahin zu kommen", bedarf es Zeiten, die wir auch Stille Zeit nennen, Momente der inneren Einkehr, des Reflektierens und des Gesprächs mit Gott. Solche Momente wünsche ich uns. So oft wie möglich.

Wolfgang Petersen

 

12.03.2019

 

Seltsam, da fällt mir zu Beginn dieser Rubrik meines Blog doch eine Andacht in die Hände, die ich 1999 für das Informationsblatt einer Gemeinde gechrieben habe. Seltsam ist aber nicht der Artikel an sich, sondern, dass es sich ausgerechnet um das Thema Geld handelt. Dennoch wage ich mal die Veröffentlichung:

 

Geld oder Leben

 

Dieser bekannte, wohl aus einem Western oder Krimi stammende Slogan, kann - ganz unbeabsichtigt - uns zu grundsätzlichen Überlegungen anregen und herausfordern. Da wir gemäß des bekannten Wortes Jesu nicht Gott und dem Mammon dienen können, stehen wir ständig in einer Spannung: Wir brauchen Geld, um zu leben, aber wiederum brauchen wir auch kein Geld, um wirklich zu leben - ja, Geld kann sogar das Leben zerstören. Da wir alle nicht zu den ganz Reichen dieser Welt zählen, gehen wir davon aus, dass die letztgenannte Gefahr uns nicht betrifft. Doch, wie so oft, liegen die Dinge nicht ganz so einfach, ist das menschliche Herz doch komplizierter. Auch das unseres Erachtens wenig vorhandene, jedoch heimlich oder offen erstrebte und tatsächlich benötigte Geld kann uns in Schwierigkeiten bringen.

 

Das unter uns Christen oft gespaltene Verhältnis zum Geld erscheint mir eine Ursache mangelnder Finanzen im Reich Gottes und im persönlichen Leben zu sein. Als guter Christ behaupten wir natürlich, dass Geld nicht glücklich macht und nicht einmal beruhigt, wir nehmen Anstoß an den tatsächlich Reichen (man bedenke nur den Reichtum eines Bill Gates), verstecken den manchmal aufkommenden Neid (die Leser dieses Artikels werden sicher nicht neidisch sein) hinter allerlei frommen Redewendungen, lehnen Geld also ab (Geld ist schließlich schmutzig). Und doch - obwohl wir ja gegen den Mammon sind - beklagen wir uns über unser viel zu geringes Einkommen (was sogar stimmen mag), über Dinge, die wir uns eben nicht leisten können und sind bemüht, unserem Geldbeutel doch mehr wohlzutun. Nein, wir brauchen das Geld eigentlich nicht, aber es wäre doch schön, sich das etwas bessere Auto und die etwas größere Wohnung und den zweiten Urlaub leisten zu können. Man gönnt sich ja sonst nichts.

 

Unser Verhältnis zum Geld ist deshalb gespalten, weil wir berechtigterweise behaupten, Geld sei nicht das Leben, aber dennoch fast beständig danach streben, wenn auch meist eher heimlich, uns selbst und anderen gegenüber kaum zugebend. Wir sind offen dagegen und heimlich dafür. Über Geld spricht man nicht, schon gar nicht bei uns Frommen. Doch gerade bei uns sollte darüber geredet werden. Schließlich müssen wir unseren Lebensunterhalt verdienen, und zwar in Geld. Gott freut sich sicher auch, wenn wir uns mal etwas besonderes gönnen oder gar (auf ehrliche, gesegnete) Weise zu Reichtum gelangen (womit tatsächlich eine ethische Verantwortung verbunden ist, die leider nicht immer wahrgenommen wird). Ich meine auch, dass uns der paulinische Satz "wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen" durchaus einmal zum Nachdenken anregen sollte, vielleicht auch in seinem Umkehrschluss. Tatsächlich reden wir über viele Bereiche unseres Lebens: Ehe und Familie, Gemeinde und Gemeinschaft, Heilung unserer Persönlichkeit und des Leibes und vieles mehr. Darin halten wir uns für kompetent und meinen, die Welt könne viel von uns lernen. Doch beim Thema Geld wird es schwierig. Dabei hält die Bibel auch hierzu einiges parat. In einem ganz weltlichen Buch las ich den bemerkenswerten Satz, dass man sich innerlich vom Geld verabschieden müsse, um wirklich zu Geld zu kommen und es genießen zu können. Vielleicht werfen wir den tatsächlich Reichen vor, ihr Herz würde am Geld hängen, während auch unser Herz an dem weniger oder eben nicht vorhandenen, dem dringend oder eigentlich weniger benötigten, dem erwünschten oder erträumten Geld hängt.

 

Ich möchte uns zu mehr Ehrlichkeit aufrufen, vor allem uns selbst und Gott gegenüber. Wir können nicht Gott dienen und dem Mammon, wir müssen uns von der heimlichen unheimlichen Macht des Geldes befreien lassen, auch wir, die wir uns nicht zu den Reichen zählen. Erst dann können wir wirklich in aller Freiheit damit umgehen, innerlich und praktisch. In diesem Sinne entscheiden wir uns bei der Frage "Geld oder Leben" für das Leben. Dann aber können wir auch Geben und so zur Ausbreitung des Evangeliums und Linderung sozialer, materieller Not beitragen. Das aber bedeutet, dass wir mit unserem Geld anderen Menschen die Möglichkeit zum Leben bringen können. Und dann stellt sich unsere Frage "Geld oder Leben" so nicht mehr - wir kommen in eine neue Freiheit, eine Freiheit, mit den anvertrauten Mitteln geistlich umzugehen. Wir können geben und gleichzeitig genießen, wir können sparen und großzügig sein, uns Gedanken über unsere Finanzplanung machen und doch nicht von der Macht des Geldes fortgerissen werden. Dann können wir auch über Geld reden, einander helfen, den richtigen Umgang mit diesem in unserer Gesellschaft eben doch lebenswichtigen Zahlungsmittel zu lernen und zu finden. Angesichts einer in vielen Bereichen Ungewissen Zukunft sind wir Christen herausgefordert, Zeichen zu setzen im guten Umgang mit dem Geld.

 

Geld oder Leben? Wenn Geld dem Leben dienen kann, dann will ich mich für die Freiheit von Geld, für die Freiheit für's Geld und vor allem für das Leben entscheiden.

Wolfgang Petersen